Fünf gute Vorsätze für 2017
Bald fängt ein neues Jahr an – Zeit für gute Vorsätze! Das vergangene Jahr hat leider gezeigt, dass unser demokratischer Fortschritt, unsere Errungenschaften der Mitmenschlichkeit und der individuellen Freiheiten am Wanken sind. Eine wachsende Minderheit, die sich eine Welt von damals wünscht, versucht, die Zeit zurückzudrehen – für manche am liebsten sogar bis in ganz finstere Zeiten. Die große Mehrheit will das zwar nicht, verharrt aber weiter in einem Schaukelstuhl der Bequemlichkeiten und nimmt den demokratischen Fortschritt als Selbstverständlichkeit hin. Doch wenn 2016 eins gezeigt hat, dann ist es, dass Demokratie, dass Minderheitenschutz und Vernunft eben nicht selbstverständlich und dauerhaft sind.
Wenn du also in deinem ganzen Leben nie wirklich für die Demokratie aktiv warst – jetzt musst du auch mal deinen Hintern hochbekommen. Und es ist noch nicht einmal schwierig! Hier Vorschläge für deine fünf Vorsätze für 2017:
1. Guten Journalismus unterstützen
Demokratie kann nur dann funktionieren, wenn die Bevölkerung gut informiert ist und wenn Informationen eingeordnet werden. Bestenfalls sogar von mehreren Standpunkten aus, sodass sich die Leserinnen und Leser eine eigene Meinung bilden können. Das geht nicht von allein und das geht vor allem nicht kostenlos. Auch wenn das Internet in den letzten Jahren diesen Eindruck hat entstehen lassen. Wohl gemerkt: auch mit „kostenlosen“ Webartikeln verdienen Verlagshäuser durch Werbeeinblendungen Geld. Dennoch solltest du guten Journalismus direkt unterstützen.
Was du tun kannst:
Abonniere doch eine Zeitung vor Ort, dies unterstützt den Lokaljournalismus, der in den letzten Jahren unter die Räder gekommen ist. Du kannst natürlich auch (Online-)Angebote von bundesweiten Magazinen nutzen und durch entsprechende Abos helfen.
Mein Tipp:
Blendle ist ein hervorragendes Portal, auf dem du Artikel von ganz verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften lesen kannst. Du kannst dir damit jeden Tag quasi deine eigene Zeitung erstellen und hast deine Ausgaben im Blick.
Dein Aufwand:
Abopreise varieren und bei Blendle kannst du genau festlegen, wieviel Geld du einzahlst. So ist von 5€ pro Monat bis 5€ pro Woche alles möglich. Nicht viel für guten Journalismus.
2. Sei ehrenamtlich aktiv!
Demokratie lebt von dem Miteinander. Auch von dem, was der Staat, die Kommune oder auch Unternehmen nicht abbilden können. Kurz gesagt: Das Ehrenamt ist eine enorm wichtige Komponente. Du musst ja nicht gleich in eine Partei eintreten; es kann auch ein Sportverein sein, in dem du als Trainer/in Jugendteams trainierst. Oder vielleicht ein bundesweiter Verein, der sich für bestimmte demokratische Belange einsetzt.
Was du tun kannst:
Geh in dich: Was interessiert dich? Was sind deine Stärken? Kannst du eher anpacken oder eher gute Ideen entwickeln? Was macht dir Spaß? Es gibt quasi für alles einen Verein! Tritt ein und engagiere dich!
Mein Tipp:
Interessen sind natürlich sehr subjektiv. Wenn du dich aber z. B. für die Auswirkungen der Digitalisierung interessierst und die Digitalisierung positiv gestalten willst, dann komm‘ doch zu D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt e. V.
Dein Aufwand:
Wenn du lediglich 5 Stunden pro Monat für ein Ehrenamt investierst, ist schon viel erreicht!
3. Die demokratische Partei, die dir nahsteht, unterstützen
Leider verbreiten sich viral entweder nur kleine lustige Clips, Clickbaiting-Artikel, Fotos von Katzen oder Hass. Das muss nicht so sein. Politische Parteien, (fast) egal welcher Couleur, bestimmen unser Leben direkt. Jede Partei hat ein Facebook-Profil, einen Twitter-Account oder die Möglichkeit eines Newsletter-Abos.
Was du tun kannst:
Klicke doch mal bei der Partei, der du nah stehst oder die du bereits gewählt hast, auf „Gefällt mir“. Können natürlich auch mehrere Parteien sein, wenn du zwischen mehreren schwankst. Und nie vergessen: Du musst nie mit einer Partei 100% übereinstimmen, das macht vermutlich niemand. Und wenn die Partei etwas postet, das du auch gut findest, dann teile das doch mal in deiner Timeline. Verrückt!
Mein Tipp:
Mein Tipp ist natürlich relativ klar. Aber generell sollte es eine demokratische Partei sein, die die Bundesrepublik in den letzten Jahrzehnten voran gebracht hat.
Dein Aufwand:
5 Sekunden
4. Sei wachsam bei Fake News!
Es ist wie ein Virus: Fake News. Unwahre Unterstellungen, falsche Zitate oder Behauptungen, die fernab der Realität sind. Leider verbreiten sich diese insbesondere in den letzten Monaten rasant. Menschen lesen etwas (meist nur die Überschrift) und teilen es in ihrem sozialen Netzwerk.
Was du tun kannst:
Wenn du etwas im Netz liest, was nicht von einer allseits bekannten Website stammt, überprüfe folgendes:
- Ist die Quelle seriös? Hat die Website ein Impressum? Kannst du im Internet verlässliche Informationen über die Quelle finden?
- Woher kommen die Informationen, auf die sich beispielsweise der Artikel bezieht?
- Werden Quellen korrekt zitiert oder wurde etwas aus dem Kontext gerissen?
Mehr Tipps findest du z. B. hier.
Mein Tipp:
Lesen, nachdenken, einmal durchatmen, nochmal nachdenken und ggf. recherchieren und erst dann weiterverbreiten, falls es sich um keine Fake News handelt. (Was die sozialen Netzwerke selbst machen sollten, habe ich in einem anderen Artikel aufgeschrieben.)
Dein Aufwand:
5 Sekunden (Nachdenken) bis zu 5 Minuten (Recherche)
5. Sei laut, wenn gehetzt wird!
Zwar gibt es das Sprichwort, dass der Klügere nachgebe, doch scheint dies in den letzten Jahren im demokratischen Diskurs zu häufig gegolten haben. Und wer kennt ihn nicht, den Nachbar, der mal zwischendurch einen abfälligen Kommentar über Minderheiten bringt? Oder den Verwandten, der beim Kaffeekränzchen Behauptungen aufstellt, die bestimmte Menschengruppen diffamieren (und nebenbei auch noch unwahr sind)? Oder der Facebook-Freund, der mit Hetze seit Monaten auffällt. Vielleicht hast du dir bis heute einfach nur deinen Teil gedacht, es ignoriert und unkommentiert stehengelassen.
Was du tun kannst:
Die Zeit des Ignorierens ist vorbei. Sei Demokrat! Widersprich! Frage sie nach Fakten oder wie sie ihre teils kruden Thesen untermauern wollen (können sie meist nicht)! Das mag manchmal nervenaufreibend sein aber Wegsehen ist keine Option. Dies gilt vor allem bei Menschen, die du persönlich kennst. Handelt es sich irgendeine oder irgendeinen Verfasserin oder Verfasser eines Kommentars, so kann hier die Regel Don’t feed the troll weiter gelten. Möglicherweise handelt es sich sogar um einen Social Bot (siehe auch Astroturfing).
Mehr Informationen findest du u. a. hier.
Mein Tipp:
Werde nicht selbst aggressiv. Frage nach, wie sie auf bestimmte Aussagen kommen. Konfrontiere sie mit Fakten (nimm dir kurz Zeit zu recherchieren). Und denk dran: Freie Meinungsäußerung ist ein kostbares Gut und gilt es auch zu respektieren, bei Volksverhetzung und blankem Hass hört der Spaß jedoch auf.
Dein Aufwand:
Kommt auf dein Umfeld an ;-).
2017 wird ein entscheidendes Jahr für die Demokratie
2016 war geprägt von der Trump-Wahl, dem Brexit und dem Erstarken des Rechtspopulismus in Europa und weltweit. Im Jahr 2017 stehen in Deutschland einige Landtagswahlen und die Bundestagswahl an. Ebenso wird in Frankreich und in den Niederlanden gewählt. Es liegt auch an uns allen, ob wir am Ende des kommenden Jahres erneut negativ auf die vergangenen 365 Tage zurückblicken. Diese fünf Vorsätze, die fast alle von deiner Couch aus erledigt werden können, sind natürlich nicht der Weisheit letzten Schlusses, aber vielleicht ein guter Start.
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